Streik in Indien, Verwirrung in Europa

Findet in Indien gerade der größte Streik der Menschheitsgeschichte statt? Ein Generalstreik, der eine viertel Milliarde Menschen auf die Straße bringt? Ja. Nein. So einfach ist es nicht. Und die deutsche Medienlandschaft ist mit Falschmeldungen durchzogen.

Mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist Indien hinter China das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt. In wichtigen Wirtschaftszweigen hat das Land deswegen eine Schlüsselrolle inne. Bei der Informationstechnologie beispielsweise oder der Pharmaindustrie. Trotzdem kommt das Land in den deutschsprachigen Medien kaum vor. Arbeit und Wirtschaft hat das geändert. In „Revolution mit Verzögerung: Generalstreik in Indien“ versuche ich, die aktuellen Proteste zu beleuchten.

Als Medien zu immer mehr Sparmaßnahmen gezwungen wurden, mussten sich viele, die ein Korrespondenten-Netzwerk unterhielten fragen, auf welche Länder sie sich in Zukunft konzentrieren wollen. Die Antwort war für die allermeisten China. Indien wurde fortan von Journalisten, die im asiatischen Raum sitzen, mitbetreut. Entsprechend stiefmütterlich fällt die Berichterstattung über aus.

Um in deutschsprachigen Medien vorzukommen, musste Premierminister Narendra Modi 2016 das Bargeld in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abschaffen. Ds Land wurde ins Chaos gestürzt. Proteste legten das Land sechs Wochen lahm.

Doch als Ende 2019 der größte Streik der Menschheitsgeschichte das Land im Griff hatte, war darüber kaum etwas zu lesen. Damals ging es um ein neues Einbürgerungsgesetz (alles in meinem Beitrag bei Arbeit und Wirtschaft nachzulesen). Im Januar 2020 folgten wieder Proteste. Diesmal war die Privatisierungspolitik der Regierung das Ziel der Demonstranten. Doch das Coronavirus nahm dem Aufstand den Schwung.

Seit einigen Wochen streiken nun die Landwirte. Es geht um eine Landwirtschaftsreform. Darüber gab es in der deutschen Presselandschaft einige Falschmeldungen. Von 250 Millionen Demonstranten war die Rede. Eine Zahl, die indische Gewerkschaften verbreitet hatten, noch bevor es überhaupt zum Streik gekommen war.

Ärgerlich. Denn natürlich hatten die wesentlich kleineren Proteste nicht die Auswirkungen, die ein großer Generalstreik hat. Und natürlich gab es darüber hierzulande nur wenige Berichte. Das Problem daran ist, dass dadurch der Eindruck vermittelt wird, dass Arbeitskampf nichts bringt und keine Aufmerksamkeit generiert.

Wie der Streik der Landwirte ablief, warum die rechte Regierung in Indien trotzdem keine Abwahl zu befürchten hat und ob die Inder ihr Bargeld wiederbekommen haben, erfährt man in „Revolution mit Verzögerung: Generalstreik in Indien“ bei Arbeit und Wirtschaft.

6 Antworten zu „Streik in Indien, Verwirrung in Europa”.

  1. […] Streik in Indien, Verwirrung in Europa: Was es bedeutet, wenn 200 Millionen Menschen streiken. […]

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  2. […] Streik in Indien, Verwirrung in Europa – In Indien toben die größten Streiks der Menschheitsgeschichte. Oder doch nicht? Eine mangelhafte Berichterstattung macht es schwer den Überblick zu behalten. Dieser Beitrag könnte helfen. […]

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  3. […] Streik in Indien, Verwirrung in Europa – In Indien toben die größten Streiks der Menschheitsgeschichte. Oder doch nicht? Eine mangelhafte Berichterstattung macht es schwer den Überblick zu behalten. Dieser Beitrag könnte helfen. […]

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  4. […] Es ist nicht der erste große Kampf der Arbeitnehmer*innen in den vergangenen Monaten. In Indien stellten sich Abermillionen Menschen, organisiert von Gewerkschaften, gegen Pläne der aktuellen Regierung. In Europa wird aktuell das Lieferkettengesetz diskutiert, […]

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  5. […] Streik in Indien, Verwirrung in Europa: Was es bedeutet, wenn 200 Millionen Menschen streiken. […]

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  6. […] Apropos Globalisierung. Wer sich für mehr Themen aus der ganzen Welt interessiert, der liest sich „Amazon: Moralische Bankrotterklärung“ durch. Darin geht um den Wunsch nach einer Gewerkschaft. Ebenfalls interessant sind natürlich die SEO-Themen rund um China und die Rekordstreiks in Indien. […]

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