Tupperware nach Dienstschluss

Die Stadt Hamburg und das Land Österreich haben etwas gemeinsam. In der Hansestadt haben 14 Prozent der Polizist*innen einen Nebenjob. In Österreich sind es zehn bis 15 Prozent. Das klingt, als gäbe es statistisch nur wenig Differenz. Doch die Gründe für die hohen Werte könnten unterschiedlicher nicht sein.

Bumm. In Hamburg ist die Bombe geplatzt. Satte 14 Prozent aller Polizist*innen in der Hansestadt sollen einen Nebenjob haben. Sagt die Gewerkschaft der Polizei selbst. Die Aufregung in den heimischen Medien war entsprechend groß. Auch deswegen, weil die Zahl niemand hinterfragt hat.

In Österreich haben zwischen 10 und 15 Prozent der Polizist*Innen einen Nebenjob. Foto: Screenshot Arbeit und Wirtschaft/Miriam Mone

Polizist*Innen als Komparsen

Für Arbeit und Wirtschaft habe ich das getan. Im Artikel „Polizei mit Nebenjobs: Tupperware vom Kommissar“ ist aufgedröselt, wie sich diese 14 Prozent zusammensetzen. So sind ehrenamtliche Tätigkeiten beim Fußballverein genauso mit eingerechnet wie Komparsentätigkeiten bei diversen Polizeiserien (Notruf Hafenkante, Soko Hamburg…).

In Österreich sieht es allerdings etwas anders aus. Hier haben zwischen zehn und 15 Prozent aller Polizist*Innen einen Nebenjob. Eine Entwicklung, die auf gleich mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Zum einen soll in naher Zukunft die Bezahlung von Überstunden abgeschafft werden. Das ist ein Problem. Denn das Gehalt von Polizist*Innen in Österreich hängt zu großen Teilen von Zulagen ab. Eine Umwandlung in Zeitausgleich könnte die Polizist*innen zwischen 400 und 600 Euro pro Monat kosten.

Blau-Schwarze-Regierung als Gehaltskürzer

Dazu kommen die Folgen einer Reform der Blau-Schwarze-Regierung aus dem Jahr 2000. Bei der Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie zur Bundespolizei strich Ernst Strasser (ÖVP), damals Innenminister, einige Planstellen weg. So wurden für viele Neueinsteiger die Aufstiegsmöglichkeiten (samt Gehaltszuwachs) stark beschränkt. Im Rahmen der Reform wurden den Polizist*Innen auch das Gehalt gekürzt. Das betrifft vor allem Kolleg*innen, die verletzt oder krank sind. Rund ein Drittel weniger gibt es dann aufs Konto.

 Entsprechend suchen sich in Österreich Polizist*Innen Nebentätigkeiten, um die neuen Unsicherheiten abzumildern. Viele arbeiten bei Sicherheitsdiensten, andere verkaufen Tupperware, Kosmetika und Nahrungsmittelergänzungen. Wie viele es genau sind, wissen die Polizeidienststellen zwar, wollen die Daten allerdings nicht rausgeben.

Licht ins Daten-Dunkel brachte vor einigen Jahren allerdings eine Anfrage aus dem Nationalrat. Woher Polizist*Innen in Österreich die Zeit für einen Nebenjob nehmen, wie es um die Erholung bestellt ist und welche Lösungen gegen die Misere helfen könnten kann man bei Arbeit und Wirtschaft nachlesen. Und zwar genau hier.

3 Antworten zu „Tupperware nach Dienstschluss”.

  1. […] Tupperware nach Dienstschluss: Über die Nebenjobs von Polizisten. […]

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