Steuerrückzahlung trotz Rekordgewinn, aktiver Kampf gegen Arbeitnehmer*Innen-Vertretung und ein undurchschaubares Firmengeflecht. Wie Amazon den letzten Anstand über Bord wirft, ist bei Arbeit und Wirtschaft zu lesen.
- Amazon macht Rekordumsatz, zahlt aber keine Steuern.
- Aktives Vorgehen gegen Arbeitnehmer*Innen-Vertretung.
- Ermittlungen der Finanzpolizei bei Amazon.
Ein Jahr hat es gedauert, bis die Ermittlungen der österreichischen Finanzpolizei abgeschlossen waren. Sie hatten Anfang des Jahres 2020 eine Kontrolle beim Amazon-Verteilzentrum in Großebersdorf durchgeführt.
Eigentlich sollte das keine große Sache sein. Der Versandhändler beschäftigt gerade einmal 13 Vertragspartner. Ganz uneigentlich, könne aber niemand genau sagen, wieviele Menschen dort genau arbeiten, erklärt Michael Gogola von der Grundlagenabteilung der Gewerkschaft GPA. Das Geflecht aus Sub- und Sub-Subunternehmen sei undurchschaubar.
Amazon: Nur drei Firmen ohne Verstöße
Entsprechend überrascht könnte auch die Finanzpolizei gewesen sein, als sie 2.416 Dienstnehmer*innen von 96 Sub-Unternehmern und 24 Sub-Sub-Unternehmern kontrollieren mussten. Inklusive der 13 offiziellen Vertragspartner waren das also 133 Unternehmen. Bei gerade einmal drei sei kein Gesetzesverstoß festgestellt worden.
Eine Übersicht über die Verstöße und die Strafzahlungen, die auf die Firmen zukommen, gibt es beim Beitrag „Amazons Endgame“ auf Arbeit und Wirtschaft.
Amazon hat wegen der Coronapandemie ein Rekordjahr hinter sich. 44 Milliarden Euro Umsatz generierte der Online-Riese dank des geschlossenen Einzelhandels in Europa. Für Steuerzahler sollte das eine gute Nachricht sein. In der Praxis bekommt das Unternehmen allerdings eine Steuergutschrift von 56 Millionen Euro. Wie das geht, wird ebenfalls im Artikel erklärt.
Unwürdige Arbeitsbedingungen bei Amazon
Das letzte große Gesprächsthema rund um Amazon sind die Arbeitsbedingungen und die Rechte der Arbeiter*innen. Auch hier tun sich mitunter Abgründe auf, wie die Abstimmung im Amazon Fulfillment Center in Bessemer/Alabama gezeigt hat. In Deutschland hat die Gewerkschaft ver.di dem Konzern den Arbeitskampf angesagt. Der tobt seit acht Jahren.
Mit einigen Erfolgen. Der Sonntag ist beispielsweise frei und in Niederlassungen mit Betriebsrat gibt es deutlich weniger Leiharbeiter. Im Vergleich dazu sind die Gewerkschaften in Österreich noch etwas hinterher. Doch auch hier ist das Problem längst erkannt. „Grundsätzlich ist die Idee der Leiharbeit, Produktionsspitzen abzudecken. Amazon arbeitet allerdings zu einem sehr großen Anteil mit Leiharbeitskräften. Wir glauben daher, dass es notwendig ist, hier Grenzen einzuziehen. Auch rechtlich. Wir fordern, dass der Anteil an Leiharbeiter*innen auf 50 Prozent der Beschäftigten beschränkt sein sollte“, fordert Gogola.
Der Markt regelt nichts
Amazon ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Markt aussieht, wenn man ihn sich selbst regeln lässt. Ein weiteres Beispiel ist Schokolade. Hier soll ein Lieferkettengesetz für mehr Menschenwürde sorgen. So die Wirtschaft es zulässt.
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