Booking und Airbnb sind seit der Digitalisierung der Reisebranche die Schwergewichte. Da die Reiseplattformen selbst aber nichts herstellen, muss das Geld von anderen kommen. Von Hotels, Städten und Steuerzahlern.
- Airbnb und Booking sind die populärsten Reiseplattformen der Welt.
- Ihr steueroptimiertes Geschäftsgebaren schadet aber den Städten.
- Eine Geschichte für Arbeit und Wirtschaft.
Airbnb ging Ende des Jahres 2020 an die Börse und ist derzeit rund 56 Milliarden Dollar wert. Booking ist die zentrale Tochter der Booking Holding und die wird mit 79 Milliarden Dollar bewertet. Die Marktkapitalisierung der Lufthansa liegt aktuell bei 8,3 Milliarden Euro. Obwohl weder Airbnb noch Booking nennenswerte Immobilien oder gar eine Flugzeugflotte besitzen, obwohl sie keine Produkte herstellen und die Basis der erbrachten Dienstleistung nicht von ihnen selbst stammt, sind sie ein Vielfaches des deutschen Luftfahrt-Primus wert. Erstaunlich.
Digitalisierung: Gewinne neu verteilt
Die Leistung von Booking und Airbnb ist es, Angebot und Nachfrage miteinander zu verknüpfen. Dafür lassen sie sich im Fall von Booking von den Hotels bezahlen, bei Airbnb sind es sowohl Mieter als auch Vermieter, die zur Kasse gebeten werden. Doch natürlich ist durch Booking und Airbnb der Reisemarkt nicht wesentlich größer geworden. Die Gewinne verteilen sich jetzt nur anders. Zugunsten der digitalen Reiseportale.
Booking hat seine Stellung enormen Marketingausgaben zu verdanken. Für Google-Ads gab die Booking Holding im Jahr 2016 3,5 Milliarden Dollar aus. 4,4 Milliarden im Jahr 2019. Das führte dazu, dass es sich Hotels nicht mehr leisten können, ihre Zimmer nicht über Booking anzubieten. Einerseits, weil dort die Kunden sind, andererseits, weil sie selbst auf Suchmaschinen keinen Erfolg hätten ohne entsprechend dafür bezahlen.
Buchungsplattformen als digitale Bösewichte
Erst einmal bei Booking geht der Ärger aber oft erst richtig los. Zum einen muss das Hotel teils sehr üppige Provisionen an die Plattform zahlen, zum anderen entsteht Mehraufwand – das Einpflegen und Aktualisieren der Daten beispielsweise. Lange Zeit gab es außerdem eine Art Preisknebel. Das Portal verbot seinen Partnerhotels Zimmer auf der eigenen Seite günstiger anzubieten.
Bei Airbnb entbrennt unter anderem an der Ortstaxe ein Streit. Die wird bei einem touristischen Aufenthalt fällig und wird üblicherweise vom Hotel eingetrieben und dann an die Stadt bezahlt. Airbnb weigert sich allerdings, mit der Stadt zusammenzuarbeiten. Dazu kommen die üblichen Steuerschlupflöcher, in denen digitale Konzerne stets verschwinden. Airbnb hat seinen Sitz in Irland und ist dort steuerpflichtig. Ganz egal, wie viele Übernachtungen es in Österreich oder an Österreicher:innen vermittelt. Bei Booking sind die Niederlande der Firmensitz der Wahl. Auch wenn es Hotels in Österreich sind, die für den Umsatz sorgen.
Reisebranche muss sich ändern
Die vollständige Geschichte „Reiseplattformen: Milliarden auf Reisen“ gibt es bei Arbeit und Wirtschaft. Hier beantworten Iulia Leopold und Dominik Bernhofer Fragen zum Thema. Leopold ist stellvertretende Leiterin des Dezernats Grundlagen in der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien. Bernhofer arbeitet als Ökonom und Leiter der Abteilung Steuerrecht in der Arbeiterkammer Wien.
Natürlich ist die Digitalisierung auch für die Reisebranche eine große Chance. Wie jede andere Branche steht auch der Tourismus mächtig unter Druck einen Strukturwandel einzuleiten. Die Digitalisierung hat auch beim Wiener Rotlicht für einiges an Veränderung gesorgt. Apropos Reisen: Wer demnächst nach Hamburg möchte, kann sich mit der Reportage über den Hafen schon mal einen Eindruck holen.
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