Chinas Autoindustrie ist nicht übermäßig rentabel. Bislang waren Marktanteile wichtiger als Margen. Doch die Elektromobilität könnte das ändern.
- Westliche Autohersteller haben gigantische Gewinne gemacht.
- Chinesische Marken machen kaum Profit.
- Eine Geschichte für Table Media.
Der profitabelste Autohersteller im Jahr 2021 war Tesla. Ausgerechnet die Marke, die jahrelang am Konkurs vorbeischrammt. Und natürlich ausgerechnet eine Elektroautomarke. Das Unternehmen von Elon Musk erwirtschaftete eine Ebit-Marge von 12,1 Prozent. Auch andere westliche Hersteller verdienten kräftig. Volkswagen präsentierte 7,7 Prozent Ebit-Marge, BMW und Mercedes jeweils 12 Prozent.
Luxus und Verbrennermotoren sichern Traumprofite
Doch aus anderen Gründen. Denn die deutschen Autobauer wussten es, den Halbleitermangel in Profite umzuwandeln. Die Chips, die sie hatten, verbauten sie einfach in die Fahrzeuge mit der größten Marge. Das Konzept funktionierte so gut, dass Mercedes gleich die komplette Konzernstrategie darauf aufbauen will. A- und B-Klasse sollen aus dem Programm fliegen. Der durchschnittliche Mercedes soll künftig zwischen 70.000 und 85.000 Euro kosten.
In China sind die Hersteller meilenweit von solchen Zahlen entfernt. BYD gilt als Vorzeige-Marke. Im abgelaufenen Jahr konnte der E-Auto-Bauer seinen Absatz um 38 Prozent steigern. Der Gewinn sank aber gleichzeitig um 28,1 Prozent. Doch dahinter steckt eine Strategie, wie Alexander Will, Senior Expert bei McKinsey in Shanghai, verrät. Die Geschichte heißt „Chinas Autohersteller: Marktanteile statt Margen“ und ist bei Table Media erschienen.
Elektromobilität als Margenbringer der Zukunft
Darin sagt Will unter anderem (aber auch noch viel mehr): „Chinesische Konsumenten legen viel Wert auf ’smartification‘ der Elektrofahrzeuge über alle Preisklassen hinweg. Der Fokus lokaler OEMs lag in den vergangenen Jahren darauf, ein wettbewerbsfähiges Produkt anzubieten, um in dem Segment der ’smarten‘ Elektrofahrzeuge wahrgenommen zu werden. Deshalb verbauten Hersteller neueste Technologien wie zum Beispiel große Displays, fortgeschrittene Funktionen für Fahrassistenzsysteme und die neueste Technologie zur Sprachsteuerung auch in niedrigpreisigen Fahrzeugen. Profite waren anfangs zweitrangig.“
Mit der Elektrifizierung des Individualverkehrs könnte sich das ändern. Denn erstens sind mittlerweile selbst billige Elektroautos in China profitabel. Und zweitens haben die Hersteller aus der Volksrepublik einen enormen Vorsprung in der Technologie, mit der sich in Zukunft Gewinne erwirtschaften lassen. Was das bedeutet, erläutert Dennis Schwedhelm, Senior Expert beim McKinsey Center for Future Mobility.
Profite durch Daten, KI und Apps
In der vollständigen Geschichte bei Table Media verrät er unter anderem: „Da geht es einerseits um zusätzliche Einnahmen, beispielsweise durch Entertainment oder Versicherungen, und andererseits um Kosteneinsparungen zum Beispiel durch vorausschauende Wartung von Fahrzeugen. Unsere Schätzung ist, dass in diesem Bereich bis zum Ende des Jahrzehnts ein dreistelliger Milliardenbetrag an Wert steckt, der nicht nur durch Autohersteller realisiert werden kann.“
Und tatsächlich stehen westliche Hersteller vor einer neuen Zeit. Längst sind mehr als nur konkurrenzfähige Marken aus China in Europa angekommen. Beispielsweise Xpeng. Auch Audi scheint nervös zu werden und hat gleich einmal Nio verklagt. Bei Porsche ist den Verantwortlichen klar, wie wichtig China ist. Sie bauen deswegen die Forschung und Entwicklung in der Volksrepublik aus. Zukünftig könnten Innovationen aus China global in allen Porsches zu finden sein.
Kommentar verfassen